Rubrik im PS: | Geisteswissenschaften / Gesellschaftswissenschaften / Politikwissenschaften / Bildungswissenschaften |
Autor: | k.A. |
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Drei Fragen an Humboldt-Stipendiatin Dr. Sara Namusoga-Kaale
Seit Beginn des Wintersemesters ist Dr. Sara Namusoga-Kaale zu Gast am Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus der TU Dortmund. Als Alexander-von-Humboldt-Stipendiatin wird die Wissenschaftlerin von der Makerere University in Uganda zwölf Monate lang in Dortmund die europäische Medienberichterstattung über afrikanische Migration nach Europa und die Kommunikationspraktiken afrikanischer Migrant*innen in Europa untersuchen. In diesem Interview spricht Dr. Namusoga-Kaale über die aktuellen Herausforderungen der Medienentwicklungszusammenarbeit und ihre aktuelle Forschung zu Medien und Migration.
Frau Namusoga-Kaale, gleich zu Beginn Ihres Stipendiums haben Sie an einer internationalen Konferenz zur Medienentwicklungszusammenarbeit an der TU Dortmund teilgenommen. Vor welchen Herausforderungen steht die Medienentwicklungszusammenarbeit derzeit?
Grundsätzlich würde ich sagen, dass das Agenda Setting, also die Themensetzung durch Massenmedien, eine der größten Herausforderungen ist. Ich denke, dass die Partner im globalen Süden und im globalen Norden sich manchmal nicht einig sind, bei welchen Themen sie zusammenarbeiten sollen. In der Regel geht es dabei um Werte wie Demokratie und Menschenrechte, die in vielen Teilen Afrikas ein heikles Thema sind. Während die Medienentwicklungspartner ihre Hilfe an diese Werte knüpfen, sind ihre Partner im globalen Süden der Meinung, dass es andere wichtige Themen gibt, die finanziert werden sollten. Mir ist auch aufgefallen, dass sich die Medienentwicklungspartner bei der Auswertung ihrer Arbeit eher auf die Erfolge konzentrieren, ohne die negativen Auswirkungen ihrer Interventionen zu berücksichtigen. Als Podiumsteilnehmerin auf der Konferenz sprach ich über meine Forschung, die sich mit der Notwendigkeit befasst, die negativen Auswirkungen der Medienentwicklung in einem Land wie Uganda zu berücksichtigen. Dabei ging ich speziell auf das Thema LGBT-Rechte (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender) ein, das in Uganda sehr umstritten ist, vor allem weil LGBT-Beziehungen dort illegal sind. Daher haben einige Aktivist*innen für LGBT-Rechte ihre Partner im Norden gebeten, sich aus dem Diskurs herauszuhalten, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass sie den Ugander*innen ihre Werte oder Kultur aufzwingen wollen. Das Wichtigste, was ich von der Konferenz mitgenommen habe, ist die Notwendigkeit, dass Medienentwicklungspartner mit ihren Partnern im globalen Süden auf Augenhöhe zusammenarbeiten.
Was sind die Schwerpunkte Ihrer bisherigen Forschung? Inwieweit können Sie Ihre Forschung im Rahmen des Stipendiums an der TU Dortmund vorantreiben?
Ich habe in verschiedenen Bereichen geforscht, zum Beispiel zur medialen Aufbereitung kontroverser Themen wie LGBT-Rechte, zur Rolle des multimedialen Storytellings beim Festhalten von COVID-19-Erfahrungen in Uganda, zu den Bedürfnissen afrikanischer Journalist*innen bei der Migrationsberichterstattung oder zum Zusammenspiel von Medien und Politiken gentechnisch veränderter Organismen in Uganda. Das Humboldt-Stipendium ist eine gute Gelegenheit für mich, meine Forschung über Medien und afrikanische Migration in Europa fortzusetzen. Konkret werde ich mich mit der europäischen Medienberichterstattung über afrikanische Migration nach Europa sowie mit den Kommunikationspraktiken afrikanischer Migrant*innen in Europa beschäftigen. Das Team des Erich-Brost-Instituts unter der Leitung von Professorin Susanne Fengler verfügt über große Erfahrung in der Forschung auf diesem Gebiet, und ich hoffe, dass ich von dieser Erfahrung sowie von seinem großen Netzwerk von Lehrenden und Ausbilder*innen im Bereich Medien und Journalismus in Europa profitieren kann.
Was ist für Sie während Ihrer Zeit in Dortmund wichtig? Wie sehen Ihre Pläne aus?
Ich hoffe, dass ich während meiner Zeit in Dortmund mein Forschungs- und Publikationsprofil ausbauen kann. Außerdem denke ich, dass dies eine gute Gelegenheit für mich ist, mit den Kolleg*innen des Erich-Brost-Instituts und den Mitgliedern ihres Netzwerks zusammenzuarbeiten, um über afrikanische Migration in Europa zu forschen, während ich in Europa bin. Ich werde auch an anderen Aktivitäten des Erich-Brost-Instituts teilnehmen, wie z. B. an der Autumn School für angehende afrikanische Journalismusausbilder*innen in Dortmund, und bei passender Gelegenheit Vorträge für einige der Studierenden halten. Außerdem werde ich im Januar 2025 an der Universität Duisburg-Essen einen Vortrag über Migration in Europa und Afrika halten. Schließlich bin ich eingeladen worden, eine regelmäßige Kolumne für das European Journalism Observatory zu schreiben.
Über das Humboldt-Forschungsstipendium
Das von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergebene Forschungsstipendium ermöglicht erfahrenen internationalen Wissenschaftler*innen mit überdurchschnittlicher Qualifikation, in Zusammenarbeit mit einem*einer Gastgeber*in an einer deutschen Forschungseinrichtung ein eigenes Projekt durchzuführen. Das Stipendium richtet sich an Postdocs und erfahrene Wissenschaftler*innen, deren Promotion nicht länger als zwölf Jahre zurückliegt.