Rubrik im PS: | Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - HSWT |
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Stall groß genug? Weizen statt Mais?
Verena Hirschberger prüft für das Traunsteiner Landwirtschaftsamt die Förderwürdigkeit
Von Katrin Langenwalter
Traunstein – Schlüsselblumen, Margeriten, Glockenblumen, Vergissmeinnicht – wenn Verena Hirschberger diese Blumen findet, dann kann sie ein Häkchen setzten. Die florale Sprachwelt verabschiedet sich dann aber an dieser Stelle und wechselt zu trockenem Beamtendeutsch: Der Bauer, auf dessen Wiese diese Blümchen stehen, kann Gelder zur "ergebnisorientierten Grünlandnutzung" beantragen. Sogenannte Zeigerpflanzen, insgesamt sind es 36, zeugen von besonderer Artenvielfalt, die wiederum gefördert wird.
Auf der Suche nach Zeigepflanzen
Verena Hirschberger kennt sie alle. Eine ihrer Aufgaben ist es als Sachgebietsleiterin der Förderrechtskontrollen, stichprobenhaft zu checken, ob die Landwirte die Auflagen für diverse Förderungen erfüllen. Das Team des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein ist für alle Landwirte zwischen Königsee und Lech, also der gesamten Alpenregion Bayerns zuständig.
Was ist genau die Aufgabe der Förderprüfstelle? "Jeder Landwirt, der einen Mehrfachantrag stellt oder der KULAP-Maßnahmen beantragt, das ist das Kultur-Landschaftsprogramm, oder Vertragsnaturschutzprogramm (VNP), der bekommt Zuwendungen von EU, von Deutschland und von Bayern." Und ob die Gelder richtig ausgezahlt wurden, so Verena Hirschberger weiter, müsse geprüft werden. Ihr Job sei also, zu kontrollieren, ob zum Beispiel Flächen wirklich förderfähig waren.
Wie kommt eine junge Frau auf die Idee, Landwirte auf Förderfähigkeit prüfen zu wollen und das zu ihrem Beruf zu machen? Über Umwege, erklärt Verena, die ihre Arbeit gar nicht so verstaubt und trocken findet, wie sie das zu Beginn befürchtet hatte: "Ich stamme selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb im Landkreis Rottal-Inn. Meine Eltern werden den Hof, so wie es eben immer noch üblich ist, an meinem Bruder übergeben."
Aber auch Verena wollte unbedingt im Bereich der Landwirtschaft tätig werden. Schon ihr Fachabitur hat sie mit einem biologischen Schwerpunkt absolviert: "Und beim Tag der offenen Tür an der Hochschule Weihenstephan habe ich mir dann gedacht – ja, genau, das mache ich jetzt einfach. Ich studiere Landwirtschaft mit Schwerpunkt Tierhaltung."
Tiere haben sie schon immer interessiert, ergänzt sie. Und dann gleich ab in die Amtsstube?
Ein Praktikum bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft half bei der Entscheidung. Die Aufgaben damals seien sehr praxisnah gewesen und sie sei in der Zeit auch viel rausgekommen. Das habe ihr so gut gefallen, dass sie sich für den Werdegang der Beamtin im gehobenen Dienst entschied und auch gleich genommen wurde: "Ich fand es auch nicht schlimm, dass man versetzt werden kann, ich bin da flexibel." Und so beendete sie ihre sogenannte Anwärterzeit mit Bravour. Nach dem Staatsexamen in München der entscheidende Anruf:
"Also dann hat es bei mir geheißen, es wird Traunstein und dass ich Sachgebietsleiterin im Prüfdienst werde." Für die junge Frau zu Beginn nicht unbedingt Grund zur Freude:
"Erstens, weil es trocken klang und weil ich ja eigentlich Tierhaltung angegeben hatte als Schwerpunkt. Und jetzt wird es halt Prüfdienst und vor allem auch noch Sachgebietsleiterin, also sprich Chefin von einem Team. Ich war ja erst 24 Jahre alt."
Das Team in Traunstein, bestehend aus zwei fest angestellten Prüfern und acht Saisonkräften, habe sie beim Einstieg in die neue Aufgabe dann aber tatkräftig unterstützt: "Ich bin wirklich sehr freundlich hier aufgenommen worden und auch mein Vorgänger hat mich gut eingelernt." Anfangs musste sie sich trotzdem viel aneignen und sei natürlich sehr viel bei Außenkontrollen mitgefahren. Aber da hat sie auch gemerkt, dass die Aufgabe eben gar nicht so trocken und theoretisch ist, wie befürchtet: Nach wie vor sei sie zu circa zwanzig Prozent bei den Landwirten zu Kontrolle vor Ort.
Weiblich, jung und Vertreterin der viel kritisierten Bürokratie – es drängt sich die Frage auf: Wie unbeliebt ist Verena Hirschberger bei den Landwirten? Sie versichert uns – gar nicht: "Tatsächlich habe ich da noch nie ein Problem gehabt. Also ich bin da echt immer gut aufgenommen worden und vielleicht liegt es auch daran: So wie man in den Wald hinein schreit, so kommt es zurück."
Manchem Landwirt platzt der Kragen
Für Verena wäre es wichtig, den Landwirten auch zu erklären, warum etwas nicht passt und sie gehe immer freundlich ins Gespräch. Man habe eben schon auch die Pflicht, dem Landwirt zu erklären, was er falsch gemacht hat. Sicherlich gäbe es auch mal emotional aufgeladenere Momente, erklärt Verena Hirschberger:
"Ich kann freilich Landwirte verstehen, die dann einfach aufgehen, weil die haben zurzeit so viel Druck von allen Seiten, von der Bevölkerung oft wenig Wertschätzung. Und es ist klar, dass denen dann mal der Kragen platzt. Und wir müssen es halt dann aushalten."
Aber da helfe Verena Hirschberger auch, dass sie selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt und außerdem findet sie: "Es tut halt auch einfach mal gut, über seine Probleme zu sprechen und die Wut rauszulassen. Wir sind auch ein Amt für – nicht gegen Landwirtschaft", betont Verena gegen Ende des Gespräches.