Bauernblatt Schleswig-Holstein und Hamburg vom 09.03.2024, S. 54 (Fachzeitschrift / Samstag, Rendsburg)
Rubrik im PS: | Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - HSWT |
Autor: | Gmh/BdS |
Auflage: | 18.294 |
Reichweite: | 135.193 |
Quellrubrik: | Garten |
Lythrum – Blütenkerzen mit Haltung
Weiderich ist Staude des Jahres 2024
Wo Weiderich wächst, leuchtet sein sommerlicher Flor in diversen Rosatönen, und zwar wochenlang. Dabei ziehen die aufragenden Blütenkerzen nicht nur Blicke, sondern auch Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten magisch an.
Blut-Weiderich (Lythrum salicaria) ist eine heimische Art, die hierzulande im Sommer dunkelrosa blüht. Er ist Staude des Jahres 2024. Meist wächst er in der Natur an feuchten und nährstoffreichen Standorten: An Uferzonen, auf nassen Wiesen und in Böden, die zeitweise auch überschwemmt sein können, schlägt die Wildstaude bevorzugt Wurzeln. Hat Blut-Weiderich sich erst einmal etabliert, versamt er sich selbst. Seine rund 1 m hohen Blütenkerzen in Purpurrosa leuchten von Juli bis September und sind nicht zu übersehen.
Der heimische Blut-Weiderich gedeiht auch im Garten – ebenso wie der Ruten-Weiderich (Lythrum virgatum). Staudengärtnereien haben rund 20 verschiedene Auslesen beider Weideriche im Sortiment. Die gängigsten wurden im Rahmen der Staudensichtung 2019 an zehn verschiedenen Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gepflanzt und 2022 bewertet. Prof. Bernd Hertle, Experte für Freilandzierpflanzen an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, leitet den Arbeitskreis Staudensichtung im Bund deutscher Staudengärtner und konnte mit seinen Kolleginnen und Kollegen nach Abschluss der Sichtung überwiegend gute und sehr gute Noten vergeben.
Tipps zur Sortenwahl
Während der Blut-Weiderich zu den heimischen Wildstauden zählt, reicht das natürliche Verbreitungsgebiet des Ruten-Weiderichs ursprünglich von Italien über Südosteuropa bis nach Westasien. In ihren Ansprüchen ähneln sich beide Arten: "Sie brauchen einen möglichst sonnigen Standort und feuchte, nährstoffreiche Böden. Vor allem die Sorten des Blut-Weiderichs überstehen vorübergehende Trockenheit ganz gut, wenn der Boden eher lehmig ist und Wasser gut speichert", so der Experte. Frosthart sind beide Arten. Dass die Vertreter des Ruten-Weiderichs in der Sichtung nicht ganz so wüchsig waren, kann in einigen Gärten auch von Vorteil sein: "Sie wachsen nicht ganz so hoch wie die meisten Blut-Weideriche und wirken dafür etwas filigraner. Außerdem bereichern sie das Farbspektrum der Gattung: Die Sorte , Helene’ hat zum Beispiel einen hohen Blauanteil und , White Swirl’ ist die derzeit einzige weiße Sorte im Sortiment", erzählt Hertle.
Wer seine Stauden gern unter Kontrolle hat, wird den Ruten-Weiderich vielleicht sogar bevorzugen: Er neigt nicht zur Selbstaussaat, während der Blut-Weiderich reichlich Samen bildet. In naturnahen Gärten ist diese Dynamik zwar oft erwünscht, sie lässt sich aber verhindern, indem Verblühtes konsequent abgeschnitten wird. Dann bleiben auch die bei der Sichtung prämierten Auslesen des Blut-Weiderichs sortenrein. Neben der rund 100 cm hoch aufragenden Sorte , Dropmore Scarlet’, die im Handel oft unter dem Namen , Dropmore Purple’ angeboten wird, bekamen acht weitere Blut-Weideriche die Höchstnote "ausgezeichnet", darunter auch die hellrosa blühende , Pink Tails’ und die mit 50 cm kompakte Sorte , Robert’.
Zur Blütezeit sind Beete mit Lythrum ein Insektenmagnet. Für Bienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen bieten die Blütenkerzen wertvollen Nektar. Bei einigen Insekten stehen nicht nur die Blüten, sondern auch die Blätter auf dem Speiseplan: Wer an seinem Blut-Weiderich die eine oder andere Raupe entdeckt, sollte gelassen bleiben. Gut möglich, dass sich daraus ein Nachtpfauenauge entwickelt.
Passende Pflanzpartner
Geeignete Begleiter sollten so wie Lythrum auf nährstoffreichen, eher feuchten und sonnigen bis halbschattigen Standorten gedeihen: Selbst wenn Pflanzen für sandige und durchlässige Böden daher naturgemäß ausscheiden, bleibt die Vielfalt geeigneter Arten und Sorten groß genug: "Zu Lythrum empfehle ich Pflanzen, die mit ihrer Blütenform im Kontrast zu den aufrechten Kerzen stehen. Die Schirme der Doldenblütler zum Beispiel, so wie die Rote Engelwurz (Angelica gigas) oder die Himalaya-Silge (Selinum tenuifolium)", so Hertle. Auch aus anderen Pflanzenfamilien empfiehlt er Pflanzpartner: "Die Schirm-Aster (Aster umbellatus) passt zu Lythrum und lässt sich mit ihren weißen Blüten sehr gut kombinieren.
Es gibt aber auch Kandidaten aus Gattungen, die eigentlich für trockenheitstolerante Arten bekannt sind: Eryngium bietet mit dem Palmlilien-Mannstreu (Eryngium yuccifolium) eine Art, die feuchtere Böden braucht, und auch unter den Schafgarben gibt es mit der Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica) eine Vertreterin, die gut zum Weiderich passt." Attraktiv sind Pflanzen, die auch am Naturstandort häufig neben Lythrum anzutreffen sind: "Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Mädesüß (Filipendula ulmaria) oder der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gedeihen ebenso wie der Blut-Weiderich an feuchten Standorten und wachsen im naturnahen Garten ebenfalls gut an seiner Seite."
Neben Stauden empfiehlt Hertle Gräser, die auf frischen Böden gedeihen. Sorten mit blau schimmernden Halmen passen auch optisch gut zu den zumeist rosafarbenen Blüten des Weiderichs, so wie die Ruten-Hirse (Panicum virgatum) der Sorte , Heavy Metal’. Spätzünder wie dieses Gras schmücken das Beet selbst im Winter, wenn der Raureif die Halme überzuckert. So wie der Weiderich auch – sofern man ihn lässt und nicht nach der Blüte abgeschnitten hat.
GMH/BdS