Rubrik im PS: | Hochschule Weihenstephan-Triesdorf - HSWT |
Autor: | k.A. |
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Brau-Talente in Oberthulba: So schmeckt gutes Bier! Top-Sommelier lobt junge Leute aus ganz Deutschland
Zum Fachsimpeln trafen sich 60 angehende Brauerinnen und Brauer samt Lehrpersonal in der Versuchsbrauerei des Instituts Romeis. Warum es dabei nicht trocken zuging.
Wenn es um den Biergeschmack geht, schaut die internationale Fachwelt schon gerne mal nach Oberthulba. In der Versuchsbrauerei des Institutes Romeis wird im Auftrag von Biererzeugern wissenschaftlich nüchtern nach idealen Brauprozessen geforscht. Am Donnerstagabend, 7. März, ging es im Veranstaltungssaal zwischen Büros und Laboren erheblich ausgelassener zu.
Schließlich galt es eine Premiere zu feiern. Zum Semester-Ende der bundesweiten Brauinstitute bescherte die erste Preisverleihung des neu geschaffenen Wettbewerbs "Brautalente der Peter-Romeis-Stiftung" den Teilnehmern ein besonderes Gemeinschaftserlebnis. Der Wettbewerb soll zu einer festen Einrichtung werden.
Zur Teilnahme aufgerufen waren bereits im Jahr 2023 Hochschulen und Brauschulen, die über eine eigene Kleinbrauerei verfügen. Der Aufruf stieß auf große Resonanz. Elf der bundesweit 16 Lehrinstitutionen für die Ausbildung von Brauern, Brauerinnen, Ingenieuren und Ingenieurinnen , Bachelors und Masters entsandten Teams.
Woher kamen die Teilnehmer?
Alle, die zur Preisverleihung kamen, nahmen eine weite Anreise auf sich. Vertreten waren die Berufsschule Kulmbach, das Schulzentrum am Rübekamp Bremen, das Fritz-Hensler Berufskolleg Dortmund, die Städtische Berufsschule für das Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe München, die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Technische Universität München, die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei aus Berlin, die Technischen Universität Berlin, sowie die Hochschulen Geisenheim, Fulda und Ostwestfalen Lippe.
Worum ging es bei dem Wettbewerb?
Jeweils Viererteams widmeten sich an ihren Heimatinstituten der Aufgabe, jeweils ein Märzen zu entwickeln und abzufüllen. Vorgegeben waren von der Stiftung analytische Eckdaten, wie Farbe und Bitterkeit, um eine Vergleichbarkeit zu erreichen. Außerdem mussten die Teilnehmer passende Flaschen wählen und Etiketten entwerfen. Zur Analyse mussten dann jeweils 25 Flaschen der Kreationen nach Oberthulba eingesandt werden.
Wer hat das Bier für den Vergleich verkostet?
Den leckersten Aufschlag bei dem Wettbewerb hatte Biersommelier-Weltmeister Karl Schiffner. Die Aufgabe des Österreichers war es im vergangenen Herbst, alle Wettbewerbs-Biere zu verkosten. Seine Berufung kam nicht von ungefähr: Der Experte betreibt mit seiner Frau in Aigen-Schlägel (Oberösterreich) ein Biergasthaus mit 150 Sorten. Schiffner hatte sich 2009 in Sonthofen unter 50 Teilnehmern als erster Biersommelier-Weltmeister durchgesetzt.
Wie schnitten die beteiligten Biere ab?
Sein Urteil nach den Geschmackstests war eindeutig. "Talent haben Sie alle", würdigte der Bierexperte das Abschneiden der Wettbewerber bei der Siegerehrung im vollbesetzten Hörsaal. Der Vergleich in Oberthulba sei etwas ganz Besonderes, findet Schiffner. Dabei gehe es nicht in erster Linie darum, die besten Biere herauszuholen, sondern auch die Arbeit, die dahintersteckt, mit dem Gesamtkonzept und der Teamarbeit zu würdigen.
Woran erkennt man ein gutes Märzenbier?
Bei dieser Frage wird der Experte sehr fachlich. Bei einem guten Märzen empfinde man eine Harmonie von einem Malzkörper, der nicht zu aufdringlich ist und auch Karamell-Süße beinhaltet. Märzen zeichne sich durch eine größere Vollmundigkeit aus, ohne zum Schluss im Abgang zu süß zu sein.
Foto: Dimo Brand | Das Auge trinkt mit: Etiketten entwarfen die Teilnehmer des Wettbewerbs junger Brautalente der Romeis-Stiftung
Was rät der Experte: Wie trinkt man ein Märzen richtig?
Die Glaswahl ist wichtig und die Temperatur ist auch entscheidend, verrät der Verkostungs-Spezialist. Er empfiehlt bei Märzen eine Temperatur von sechs bis acht Grad und eine großräumigere Tulpe, ein anderes elegantes Glas mit wenig Glasstärke oder einen Krug.
Wie sieht es mit dem Brauernachwuchs aus?
In den Lehrinstituten sei der Nachwuchs vorhanden. Der Biersommelier hat keine Sorge, dass es daran in den nächsten Jahren mangeln könnte.
Wie sind die Aussichten im Braugewerbe?
Hier sprechen Peter Romeis als Gründer der Romeis-Stiftung und Kurt Schiffner von einer angespannten Situation als Folge sinkender Betriebserlöse. Interessanterweise steige in südlichen Länder, wie Spanien, Italien und Portugal der Bierkonsum. Das sei anders als im deutschsprachigen Raum, wo es im Vorjahr einen Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs um fünf Prozent gegeben habe.
Was sinkende Betriebserlöse angeht, nennt Kurt Schiffner einen Grund. Oft werde das Bier zu billig angeboten und erfahre somit nicht die gebotene Wertschätzung. Ändern könnte das alle, die Bier trinken selbst, indem sie den Gerstensaft vor dem Trinken im Glas "ansprechen", das heißt, genau betrachten, riechen und schmecken. Es gebe kein vielfältigeres Getränk als das Bier, von einem Alkoholgehalt von 0 bis 67,4 Prozent, schwärmt der Fachmann
Foto: Dimo Brand | Siegerehrung beim Brauerwettbewerb der Romeis-Stiftung. Von links: Ricco Raschmann, Paul Weiss, Rainer Mall und Jannick Schwemmer.
Wie geht es nach dieser Premiere mit dem Talentwettbewerb weiter?
Der Wettbewerb soll auch in den kommenden Jahren die Wertschätzung des Bieres vertiefen, und einen Beitrag zur Qualitätssicherung liefern, umreißt Peter Romeis im Gespräch mit der Redaktion das Ziel. Vor Probleme stelle es die Branche, sinkenden Absatz über Sonderangebote wettmachen zu müssen. "Das sei nicht das, was die Branche auf Dauer am Leben hält", warnt Romeis.
Wer hat den Vergleich gewonnen
Der mit 3000 Euro dotierte Hauptpreis ging an das Viererteam der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der zweite Preis (2000 Euro) an das Fritz-Henßler-Berufskolleg (Dortmund) und der dritte Preis (1000 Euro) an die Hochschule Fulda. Den Sonderpreis für die beste Einzelleistung holte Teresa Oberbacher von der Städtischen Berufsschule für das Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe München.
Die Romeis-Stiftung
Stiftungsgründer Peter Romeis qualifizierte sich als ausgebildeter Betriebsbraumeister zum vereidigten Sachverständigen für die Untersuchung von Bier, Erfrischungsgetränken, Wasser und Abwasser. Zudem ist er Sachverständiger in der Wasserwirtschaft und zur Untersuchung von Gegenproben. Die von ihm gegründete Peter Romeis GmbH für Lebensmittelanalysen übertrug er 2014 als Beitrag zur Zukunftssicherung in die Peter Romeis Stiftung . Mit ihr will der Initiator am Standort Oberthulba, nach eigenen Angaben, Bildung und Ausbildung sowie Wissenschaft und Forschung im Bereich Brau-, Getränke- und Lebensmitteltechnologie fördern. Dabei liegen ihm Erforschung und Entwicklung von neuen Technologien am Herzen.
Quelle: Main-Post