Backnanger Kreiszeitung vom 19.07.2024, S. 23 (Tageszeitung / täglich außer Sonntag, Backnang)
Rubrik im PS: | |
Autor: | Matthias Schmidt |
Auflage: | 11.984 |
Reichweite: | 26.005 |
Quellrubrik: | Baden-Württemberg |
Stuttgart rückt an die Tabellenspitze vor
Seit Anfang 2023 sind mehr als tausend Ladepunkte für E-Autos hinzugekommen. Das Ranking zeigt, wer den Ausbau vorantreibt und wo noch weiterer Bedarf ist.
STUTTGART. Stuttgart hat Heilbronn überholt und sich an die Tabellenspitze gesetzt. Seit Anfang des Jahres 2023 sind in der Landeshauptstadt 1071 neue öffentliche Ladepunkte für Elektroautos hinzugekommen, wie das Ladesäulenranking unserer Zeitung zeigt. Mit nun 2672 Ladepunkten liegt Stuttgart unter den Großstädten in Baden-Württemberg auf Rang eins – und auch bundesweit auf einem Spitzenplatz. Die aktuellsten Zahlen der Bundesnetzagentur stammen von Ende März.
Nur für Berlin weist das Ladesäulenregister der Behörde mehr öffentliche Lademöglichkeiten aus (3989), Stuttgart folgt auf Platz zwei vor München (2554) und Hamburg (2414). Während Heilbronn, der vorherige Spitzenreiter im Land, seit Ende 2022 nur 78 neue Ladepunkte installiert hat, sind es in Stuttgart fast 14 Mal so viele. Und trotz der gegenwärtigen Absatzflaute bei rein batterie-elektrisch betriebenen Autos will Stuttgart auf Wachstumspfad bleiben, um die Antriebswende im Sinne des Klimaschutzes zu unterstützen. Bis Ende 2029, so die Pläne der Stadt, sollen 500 weitere Ladesäulen im öffentlichen Raum installiert werden.
Woher kommt der Zuwachs? Eine große Rolle spielt der Lokalmatador Mercedes-Benz, der allein für 610 neue Lademöglichkeiten verantwortlich zeichnet. Der Autohersteller hat vor allem die Kapazitäten rund um seine großen Standorte, das Werk Untertürkheim und den Office-Campus am Wallgraben in Stuttgart-Vaihingen, ausgebaut. Insgesamt stellt er seinen Mitarbeitern, aber auch Besuchern und externen Nutzern mittlerweile 1122 öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung.
Die meisten dieser Ladeplätze befinden sich in Parkhäusern des Konzerns. Für Gelegenheitsnutzer ist es ratsam, sich mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Zwar kann nach Auskunft des Unternehmens an den meisten Standorten kostenlos geparkt werden. Es gibt aber Ausnahmen, beispielsweise werden in den Garagen beim Mercedes-Museum Parkgebühren fällig. Wie ein Test am Office Campus in Vaihingen zeigt, ist auch nicht jedes Parkhaus jederzeit zugänglich. Die Mitarbeiter, die man per Klingel an der Schranke erreicht, weisen einem jedoch den Weg zu den frei zugänglichen Ladeplätzen.
Der weitere Zuwachs geht auf eine Ausschreibung der Stadt zurück, bei der die Stadtwerke Stuttgart und der Münchner Anbieter Eze zum Zug kamen. Die Stadtwerke haben seit Ende 2022 rund 200 neue Ladepunkte im öffentlichen Raum aufgebaut, insgesamt sind es jetzt 472 Stück im Stadtgebiet. Bei Eze waren es 84 (insgesamt 220).
In Wirklichkeit dürften die Zahlen sogar größer sein, als es das Register der Bundesnetzagentur ausweist. Denn die Stadtwerke haben auch Ladesäulen an halböffentlichen Plätzen – etwa in Parkhäusern, bei Vereinen oder Gasthäusern – aufgestellt, diese aber nicht an die Bundesnetzagentur gemeldet. Insgesamt habe das Unternehmen von April 2023 bis Juli 2024 in Stuttgart 1140 neue Ladepunkte realisiert, so die Stadtwerke.
Fast ausschließlich handelt es sich bei den Neuzugängen um so genannte Normalladesäulen mit einer Nennleistung von bis zu 22 kW, wobei dieser Wert in der Praxis oft nicht erreicht wird. Damit sind sie einerseits auch für Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge tauglich; andererseits liegt ihr Nutzen im Alltag darin, dass das Auto akkuschonend geladen werden kann, sofern man es ohnehin für eine oder mehrere Stunden abstellen will. Experten sehen in Großstädten aber auch weiteren Bedarf für Schnellladesäulen, speziell an Tankstellen oder bei Einkaufszentren. Die Stadtwerke betreiben derzeit lediglich zehn Schnellladepunkte auf dem Gelände des Autohofs der Straßenverkehrsgenossenschaft Süd in Wangen. Fünf weitere in Zuffenhausen, Weilimdorf, Stuttgart-Nord, Vaihingen-Österfeld und Plieningen-Steckfeld sollen bald hinzukommen.
Für das schnelle Laden gibt es in Stuttgart bisher 121 Ladepunkte, seit Ende 2022 sind lediglich 36 hinzugekommen. Der Energieversorger EnBW ist hier der Platzhirsch mit Ladeparks in der Keplerstraße, im Hof des Finanzamts am Rotebühlplatz und beim EnBW-Hochhaus im Fasanenhof sowie einigen Installationen an Tankstellen. Dabei wird es die EnBW im Wesentlichen belassen. Wie ein Sprecher mitteilt, konzentriert sich das Unternehmen auf den Ausbau seines Schnellladenetzes an Fernverkehrsstraßen, hier ist die EnBW Marktführer. In Stuttgart würden nur noch "einige wenige Standorte" geprüft, wobei es sich um Parkplätze bei Handelsketten drehen dürfte.